Auge in Auge mit der Giftschlange
Stundenlang könnte er ihr zusehen. Wie sie klettert, wie sie sich windet, wie sie züngelt und wie sie ihn fixiert. Dunkle Augen inmitten von knallig grün leuchtenden Schuppen. Es ist schwer zu sagen wer mehr fasziniert ist: der Mann vor dem Glas oder die hochgiftige grüne Mamba dahinter. Jedenfalls ist zumindest Udo Hagen fasziniert von ihr. Jeden Tag aufs Neue, wie er sagt.
Anfahrt: Scheidegg – Ortsteil Gretenmühle
Parkplätze direkt am Reptilienzoo
Öffnungszeiten: täglich von 10 – 17 Uhr, Freitag ist Ruhetag
Dezember und Januar ist geschlossen
Der Betreiber des Reptilienzoos in Scheidegg kann nicht genug von seinen Schützlingen bekommen. Seltene giftige Exemplare leben hier neben harmlosen Exoten und heimischem Kriechtier.
Über 200 Schlangen, Spinnen, Skorpione, Schildkröten, Echsen und andere Reptilien haben am Ortsrand der Westallgäuer Gemeinde – nur einen Katzensprung von den Scheidegger Wasserfällen enfernt, ihr Zuhause.
Die neuesten Bewohner: Krokodile
Jedes Terrarium ist dem natürlichen Lebensraum seines Bewohners nachempfunden.„Jedes exotische Tier braucht ein eigenes Klima“ erklärt mir Udo Hagen. So fühlen sie sich nicht nur wohl, so können sie im Allgäu auch fern von Dschungel, Wüste und Steppe überleben – und die Besucher lernen einiges über die Tiere und ihre Herkunft.
Denn Aufklärungsarbeit gehört zu den obersten Zielen des Zoos.
„Wir wollen die Vielfalt der Natur zeigen und den Menschen bewusst machen, dass jedes Tier seine Berechtigung hat – auch wenn sie manchmal eklig erscheinen“ erklärt mir Hagen.
Deswegen ist er jeden Tag vor Ort, bietet Führungen an und ist immer für Fragen offen. Wenn es die Situation zulässt, öffnet er auch mal ein Terrarium. Schlangen streicheln und auf der eigenen Haut spüren geht natürlich nur bei ungiftigen und harmlosen Schlangen.
Mit den giftigen und tödlichen Bewohnern kennt sich Udo Hagen aber auch bestens aus. Für jedes Tier hat er eine Fachkundeprüfung abgelegt.
2019 wurde der Reptilienzoo auf ca. 180qm Fläche erweitert und so für die Tiere und die Besucher mehr Platz geschaffen. So grüßen im neuen, hellen Eingangsbereich bereits die ersten Reptilien aus großen Terrarien, liefern einen Vorgeschmack auf das was kommen mag.
Der erste Höhepunkt auf dem Rundgang, den Dank des Umbaus auch Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte barrierefrei genießen können, ist das Krokodil-Gehege.
Hier herrscht tropische Schwüle. Udo Hagen leistet mit seinem Zoo auch einen Beitrag zum Artenschutz.
Die Stumpfkrokodile sind vom Aussterben bedroht. Mit den drei Exemplaren hier in Scheidegg soll die Zucht gezielt und kontrolliert ablaufen und wenn die Zeit dafür reif ist will erdamit anfangen – erzählt mir Hagen.
Im ebenfalls barrierefrei zugänglichen Freigehege hält Hagen auch heimische Tiere – von der Kreuzotter bis zur Zauneidechse. In freier Natur trifft man sie kaum, sie meiden den Menschen. „Ich will den Besuchern auch die heimische Natur näherbringen und sie darauf aufmerksam machen was vor der Haustür alles zu finden ist!“
Jeden Tag verbringt Udo Hagen mehrere Stunden damit, die Tiere zu versorgen. Gebissen wurde er übrigens noch nie! Er begegnet den gefährlichen Tieren trotz seiner jahrelangen Erfahrung mit Respekt und Vorsicht.
Zusehen kann er ihnen trotzdem stundenlang. Wie sie klettern, wie sie sich winden, wie sie züngeln – sie ziehen spätestens nach dem Besuch im Reptilienzoo Scheidegg – einfach jeden in ihren Bann.
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