Der Wunsch von einigen Gästen ist es einmal den Sonnenuntergang auf dem Hochgrat zu erleben…aber nicht mit der Bahn, sondern zu Fuß! Dem Wunsch komme ich natürlich (völlig uneigennützig) gerne nach.
Mein liebster „Streßabbau“ ist wandern…ganz egal wohin, egal wann und egal mit wem…Hauptsache wandern.
Im Sommer- meistens Dienstags ist Sonnenuntergangsfahrt mit ökumenischem Gottesdienst an der Bergstation. An diesem Tag fährt die Bergbahn bis 22 Uhr.
Die Idee ist es eine „Frauenwanderung“ zu machen…d.h. es dürfen nur Gäste-Mama’s(ohne Kinder) mit…und tatsächlich die Mama aus dem „Hasenstall“ und die Mama aus der „Mausefalle“ stehen pünktlich zum ausgemachten Zeitpunkt mit Rucksack und Wanderstöcken, bestem Schuhwerk und jeder Menge Vorfreude und Motivation auf der Terrasse und warten auf mich…
„Los geht’s!“
Die letzten guten Wünsche der Ehemänner und das Geschrei der „verlassenen Kinder“ begleiten uns zum Auto…schnell die Türen zu und „Wir sind dann mal weg!“
Munteres Geschnattere begleitet mich während der Fahrt zur Hochgratbahn-Talstation (hihihi, das wird die nächsten Stunden bestimmt verstummen!) aus dem Auto raus, Rucksack auf den Buckel und Abmarsch!
Wir wandern nicht die „langweilige Variante für Anfänger“ sondern wir besteigen den Hochgrat über die Brunnenauscharte.
Erstmal geht’s gemütlich in Richtung Ehrenschwangertal, vorbei an der Alpe Simatsgund…immer der Teerstraße nach. Dann zweigt der Wanderweg rechts, steil bergauf ab und meine mahnenden Worte zu den beiden Mama’s sind:“So, bis jetzt war es ein leichter Spaziergang, aber jetzt beginnt die Wanderung!“…Ich werde müde belächelt, aber kurz darauf verstehen die beiden mich!
Der Weg wird steiler und erbarmungsloser, schlängelt sich durch den Wald hoch über Wurzeln und Schotter, teilweise an der prallen Sonne sodaß wir naßgeschwitzt die mit Sehnsucht erwartete Alpe „Gratvorsäß“ erreichen. Erstmal verschnaufen und was trinken…Nein, nicht einkehren! Wir wollen doch zur Bergmesse!
Nun wird der Weg etwas „freundlicher“ und prompt beginnt wieder das „Geschnattere“…Weiber halt!
In der Scharte verstummen wir wieder. An den Felsen entlang geht der recht schmale Weg mit teilweise sehr hohen Tritten und Seilen an den Felsen zum festhalten…
Ein „kleiner Klettersteig“ begleitet uns bis zum Austritt der Brunnenauscharte: Wir sind oben angekommen!
Meine Fotografiererei zwingt uns eine klitzekleine Pause zu machen. Nun beginnt der strenge Aufstieg zum Hochgrat. Nach jeder „Kletterpassage“ denke ich…“jetzt hab ich’s geschafft!“…und dann zieht sich dieser Aufstieg am Grat entlang wie Kaugummi.
Endlich erreichen wir das Gipfelkreuz, schnell ein Erinnerungsfoto…(und folgedessen eine kurze Pause) und wir müssen jetzt echt schnell runter zur Bergstation, die Bergmesse hat bereits begonnen!
Viele Urlauber, Familien mit Kind und Hund,…sitzen oder stehen auf der Sonnenterrasse der Hochgratbahn und lauschen dem Pfarrer zu. Begleitet wird die Messe von einer örtlichen Blasmusik…es ist sehr ruhig und während ich eine grandiose Aussicht bis zum Bodensee genieße höre ich dem Geistlichen zu. Ich habe selten so eine interessante und mitten aus dem Leben gegriffene Predigt gehört!
Die Sonne versinkt langsam im „schwäbischen Meer“. Es ist direkt etwas „romantisch“ hier auf dem Berg sind wir Mama’s uns einig, die wie ich diesen halben Abend ohne Kindergeschrei genießen.
Sobald die Messe aus ist stürmen wir die Gondelbahn…wir wandern jetzt nicht mehr-wir gondeln bequem nach unten!
Verschwitzt und stinkend erreichen wir bei völliger Dunkelheit dann den Stöhr.Hof. Ein verdientes „After-climbing-Hochgrat-Radler“ erwartet uns. Ebenso drei gestresste Ehemänner, die während unserer Abwesenheit beschlossen haben das sie jetzt auch unbedingt einen „Männer-Wandertag“ brauchen!
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